Der Skulpturenpark am Wattenmeer
Direkt am Wattenmeer in Hedehusum auf der Insel Föhr stehen die Skulpturen des renommierten Bildhauers Jörg Plickat. Umgeben von bronzezeitlichen Hügelgräbern, mit ca. 7000 Jahren wohl älter als die Pyramiden, lädt der Skulpturenpark ganzjährig zum Dialog der sich im Spiel des Lichtes permanent ändernden Landschaft des Wattenmeers mit zeitgenössischer Skulptur aus Stein, Bronze und Cortenstahl ein.
Bereichern Sie Ihren Aufenthalt auf Föhr mit diesem eintrittsfreien Kulturerlebnis. Kommen Sie auch mit Ihren Freunden, gerne mit dem Fahrrad oder während Ihrer Wanderung vorbei. Auch der Bus hält in Hedehusum. Autos parken Sie bitte an der Straße Poolstich, Fahrräder am Zugang zum Park. Der Park wurde im Sommer 2024 eingerichtet und wird rund zwei Jahre dort verbleiben.
Parallel zur Ausstellung im Skulpturenpark präsentiert die Galerie Hedehusum vom 14. Juli bis 31. August 2024 Skulpturalen Schmuck von Rotraut Fischer-Plickat sowie Kleinplastiken und Zeichnungen von Jörg Plickat. Die Galerie ist Freitag bis Sonntag von 11 bis 15 Uhr geöffnet. Der Skulpturenpark ist ganzjährig frei zugänglich. Der Zugang zum Park liegt 200 Meter südlich der Galerie in Richtung Strand.
Wir bedanken uns beim Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur für die großzügige Förderung des Skulpturenparks und bei dem Vermächtnis Johan van Wouwer für die Finanzierung des Booklets.
Standort: Galerie Hedehusum, Weg an den Wester Bergen, 25938 Utersum
Einblicke und Ausblicke
Ausgestellte Werke
Flight | 2017 | Corten | Höhe 185 cm
Ode an den Sturm | 2024 | Corten
Sphäre | 2024 | Corten | Höhe 185 cm
Sphärenklang | 2024 | Corten | Höhe 345 cm
Sun Gate | 2008 | Black Emerald Labrador | Höhe 270 cm
Torsion | 2004 | Bronzeunikat | Höhe 400 cm
Umarmung | 2024 | Corten | Höhe 190 cm
Weitere Werke befinden sich im Garten und den Räumen der Galerie.
Jörg Plickat
Jörg Plickat wurde 1954 in Hamburg geboren. 1976-80 studierte er Bildhauerei an der Muthesius Kunsthochschule Kiel bei Jan Koblasa, Georg Weiland und Manfred Sihle-Wissel. Seit 1980 ist er als freiberuflicher Bildhauer tätig. Nach anfänglich figürlichen Arbeiten wandte er sich rasch dem kubisch reduzierten Stil zu, der heute den größten Teil seines Werks kennzeichnet. Seine Arbeiten entstanden zunächst überwiegend in Holz und Stein, später meist in Bronze und Cortenstahl. Seit seiner ersten Ausstellung 1979 in Kiel war er an weit über 350 Ausstellungen weltweit beteiligt. Mehr als 100 seiner oft monumentalen Skulpturen sind im öffentlichen Raum auf vier Kontinenten und in vielen Kirchen in Norddeutschland zu finden. Seit 2013 besteht mit der „Koppel der Künste“ ein Skulpturenpark in seiner Heimatgemeinde Bredenbek. Seit 2011 hatte er verschiedene Gastprofessuren und Workshops an hochrangigen Universitäten, u.a. in Madrid und China. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. 2012 mit dem Kunstpreis der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft, 2015 mit Australiens höchsten Preis für Bildhauerei, dem Macquarie Group Sculpture Prize sowie 2017 dem Internationalen NordArt-Preis. Jörg Plickat lebt und arbeitet in Bredenbek bei Rendsburg.
Weitere Informationen (extern): Website | Wikipedia | Kunst@SH | Instagram
Medienberichte über den Skulpturenpark
Föhr: Ein Skulpturenpark am Wattenmeer
(Filmbeitrag im NDR Schleswig-Holstein Magazin am 14. Juli 2024)
Zeitgeschichte, Kunst, Watt und Meer
(Radiobeitrag des Insel-Radios Föhr am 15. Juli 2024)
Stonehenge als Vorbild: Künstler erschafft “Ironhenge” auf Föhr
(Radiobeitrag von NDR Kultur am 16. Juli 2024)
Warum ein international bekannter Bildhauer seine Stahlkunst auf Föhr ausstellt
(Artikel des sh:z am 17. Juli 2024)
Skulpturenpark direkt am Wattenmeer
(Artikel in WIR Insulaner – Das Föhrer Blatt am 27. August 2024)
Die Sprache der Volumen
Jürgen Fitschen, Direktor des Museums Helgoland
Das Leben ist kompliziert. Niemand weiß das besser als Jörg Plickat. „Die Entscheidung, Künstler zu werden, habe ich niemals bereut. Natürlich war es zu Anfang nicht leicht. Die ersten Jahre waren eher ein Kampf ums Überleben.” Wer den Bildhauer kennt, der nun seit 1980 in Schleswig-Holstein seine Kunst betreibt, hat nicht das Gefühl, dass sich daran etwas geändert hat.
Natürlich geht es nach 45 Jahren Bildhauerei nicht mehr um eine wirtschaftliche Existenz. Es gibt, genau genommen, in ganz Deutschland keinen einzigen Bildhauer, der über diese Zeiträume kontinuierlich in der Lage war, nicht nur das Format, sondern auch die künstlerische und technische Perfektion seiner Werke in einem Maße zu steigern wie der übrigens ebenso unbeugsame, gelegentlich kantige und handfeste wie belesene und – ja, auch das – liebevolle Bildhauer aus dem kleinen Örtchen Bredenbek im Nirgendwo zwischen Kiel und Rendsburg. Es ist mir nicht völlig klar, ob die meisten seiner potenten Kunden zum Beispiel aus China überhaupt wissen, wo diese Kunst entsteht, und womöglich auch nicht, dass sie nur dort entstehen kann.
Der Erfolg, den Plickat spätestens seit Anfang der neunziger Jahre hatte, spricht inzwischen Bände. Der Ruhm hat ihn weit hinaus in eine Welt geführt, die offensichtlich bereit war für seine Kunst, die ihm anstands- und bedenkenlos Gelegenheit und Platz für ebenso monumentale und raumgreifende wie schlicht unvorstellbar schwere Skulpturen eingeräumt hat auf inzwischen fast allen Kontinenten. Es mag Zeiten gegeben haben, in denen Namen von Bildhauerkollegen aus anderen Teilen Europas im Kulturestablishment mehr en vogue waren und eher goutiert wurden. Wer indes gegenwärtig ernsthaft die Mögichkeiten von Skulptur und Plastik im öffentlichen Raum bedenkt: Sie sind passé.
Erst kürzlich war ich rein zufällig in Brüssel und stieß unversehens auf eine riesige Stahlplastik von Plickat. Niemand vermag sich vorzustellen, bevor er nicht vom Bildhauer selbst in die Geheimnisse der Logistik dieser Kunst eingeweiht wurde, wie das alles bewegt, ja nur einige Zentimeter angehoben werden kann. „Im ersten Sommer, noch von Italien aus, gewann ich mit dem Projekt einer 25 Tonnen Marmorskulptur einen großen Wettbewerb in Norddeutschland.“ Das sagt so ziemlich alles.
Und dennoch: Der Erfolg ändert das Leben nicht, die schlichte Explosion der Möglichkeiten löst nicht den Grundwiderspruch einer Existenz: Dass nämlich die tiefe Grunderfahrung des Schmerzes, die ihn seinerzeit zum Bildhauer machte, ungelöst ist, nicht in der Sprache beschrieben werden kann, die seine Vorfahren ihm überliefert haben. „Im Alter von acht Jahren, nach einer Ausstellung des berühmten deutschen expressionistischen Bildhauers Ernst Barlach, gemeinsam mit der Oma, stand mein Entschluss fest: Ich wollte Bildhauer werden.“
Das Werk von Plickat, dessen Kern das Aufeinandertreffen von Körpern im Raum bildet, ist deshalb immer aufs Neue die Arbeit an einer künstlerischen Sprache, die das beschreiben kann. Der Philosoph Ludwig Wittgenstein meinte über das rein logische Potential der menschlichen Sprache: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.” Das könnte Plickat nicht. Die Welt, würde er mit dem Philosophen sagen, ist all das, „was der Fall ist”, also die Gesamtheit der Tatsachen. Tatsachen aber bestehen aus Sachverhalten, die wiederum Verbindungen von Gegenständen sind. Nicht die Gegenstände, sondern ihre Verbindungen untereinander machen die Welt aus. Die Möglichkeit ihres Kontakts mit anderen Gegenständen liegt in der Natur der Dinge selbst. Und so kann man sich auch kein Objekt außerhalb der Möglichkeit seiner Verbindung mit anderen ausmalen. Im Sachverhalt – der Bildhauer würde vielleicht eher sagen: im Kontakt der bildhauerischen Volumen – nimmt alles wieder und wieder neue Ordnungen an, tritt in Beziehung zueinander. Die Gesamtheit der tatsächlichen wie der nur möglichen Sachverhalte, der positiven und negativen Tatsachen, bildet die Wirklichkeit. Das ist das Geheimnis, die Sprache und der unveränderte Antrieb des Bildhauers Jörg Plickat.